Die fünf heuristischen Prinzipien der Dermatologie

Was tun, wenn Sie eine aufällige Veränderung der Haut bemerken?

Die wichtigste Frage in einer solchen Situation: Ist die Veränderung der Haut potentiell gefährlich? Dank den heuristischen Prinzipien können auch dermatologische Laien diese Frage rasch beantworten. Die seit dem Altertum praktizierte Heuristik ist nichts anderes als eine Denkabkürzung beim Lösen Ihrer Frage: Sie ermöglicht es Ihnen, trotz begrenztem Wissen und wenig Zeit zu einer praktikablen Aussage zu kommen.

1. heuristisches Prinzip der Dermatologie

Jede einseitige, einzeln stehende Hautveränderung ist eine Infektion oder ein Tumor – bis zum Beweis des Gegenteils.

Sehen Sie eine aufällige Veränderung der Haut an nur einer Stelle oder auf einer Seite des Körpers?

In der Dermatologie spricht man in diesem Fall von einem asymmetrischen Befund: Die Hautverän- derung hat keinen Gegenspieler – es zeigt sich also kein symmetrisches Bild der Hautveränderung auf beiden Seiten des Körpers oder Gesichts.

Notfall: Bei Verdacht auf eine Infektion oder einen Tumor braucht es rasch ein dermatologisches Konsil. Rechtzeitiges Erkennen und Handeln sind elementar.

2. heuristisches Prinzip der Dermatologie

Jede beidseitige Hautveränderung ist keine Infektion, sondern ein Ekzem oder Angioödem – bis zum Beweis des Gegenteils.

Sehen Sie eine au ällige Veränderung der Haut an verschiedenen Stellen oder auf beiden Seiten des Körpers?

In der Dermatologie spricht man in diesem Fall von einem symmetrischen, bilateralen oder multiplen Befund: Die Hautveränderung zeigt sich nicht einzeln, sondern hat einen ähnlich aussehenden Gegen- spieler. Beidseitige, symmetrische Veränderungen der Haut sind meistens nicht infektiös.

Suchen Sie bei Hautveränderungen den Gegenspieler – auch wenn die Symmetrie manchmal nicht auf den ersten Blick erkennbar ist.

3. heuristisches Prinzip der Dermatologie

Ist die Oberfläche der Hautveränderung glatt, handelt es sich um eine tiefer in der Haut liegende Entzündung. Bei einer rauen Oberfläche hingegen ist die Entzündung oberflächlich.

Sehen und spüren Sie bei der Hautveränderung eine glatte oder eine raue Oberfläche?

In der Dermatologie spricht man bei Hautveränderungen mit einer glatten Ober äche von einer dermalen, oft endogenen Entzündung. Der Entzündungsherd liegt also unterhalb der obersten Hautschicht und entsteht oftmals aus dem Körper heraus. Behandelt werden solche Erkrankungen meist systemisch – der Wirkstoff wird etwa durch ein Medikament oder eine Injektion im ganzen Körper verteilt.

Bei Hautveränderungen mit einer rauen Oberfläche spricht die Dermatologie von einer ober ächfllichen, meist exogenen Entzündung. Der Entzündungsherd ist also auf der Ober äche der Haut zu nden und entsteht oftmals durch äusserliche Reize. Behandelt werden solche Erkrankungen meist topisch – der Wirksto wird etwa durch eine Salbe exakt auf die Hautveränderung aufgetragen.

4. heuristisches Prinzip der Dermatologie

Juckt ein Ausschlag, ist er meistens nicht infektiös. Bei einer Infektion zeigt sich meist ein Ausschlag ohne Juckreiz.

Ist der Ausschlag von Juckreiz begleitet?

In der Dermatologie spricht man von einem Exanthem mit Juckreiz. Dieses ist meist nicht infektiös, sondern häu g ein Ekzem oder eine Neurodermitis. Ein Exanthem ohne Juckreiz entsteht hingegen meistens aufgrund einer viralen oder bakteriellen Infektion.

Notfall: Bei Verdacht auf eine Infektion braucht es rasch ein dermatologisches Konsil. Recht- zeitiges Erkennen und Handeln sind elementar. Ein juckendes Exanthem hingegen kann für die betro ene Person zwar sehr unangenehm sein, es bedarf aber keiner dringenden Behandlung.

5. heuristisches Prinzip der Dermatologie

Zeigt sich bei einem Ausschlag am Körper zusätzlich ein Ausschlag auf der Mund- oder Rachenschleimhaut, ist der Auslöser praktisch immer eine Infektion.

Sehen Sie nebst einem Ausschlag an Körper oder Gesicht auch ein Ausschlag auf der Mund- oder Rachenschleimhaut?

In der Dermatologie spricht man von Exanthem in Kombination mit Enanthem: Bei praktisch allen Exanthemen am Körper oder im Gesicht, die sich zusammen mit einem Enanthem auf der Mund- oder Rachenschleimhaut zeigen, handelt es sich um eine virale oder bakterielle Infektion.

Notfall: Bei Verdacht auf eine Infektion braucht es rasch ein dermatologisches Konsil. Rechtzeitiges Erkennen und Handeln sind elementar.


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